Liebe Schwestern und Brüder
Im Hochchor des Hohen Domes in Paderborn findet sich in der Nähe der Tabernakelstele das Chorfenster von Paul Weigmann (1923-2009). Es orientiert sich in seiner ganzen Größe an dem Geheimnis der Eucharistie. Trauben und Ähren krönen das Fenster im abschließenden Dreipass.
Die künstlerische Gestaltung des Mittelfeldes selbst erinnert an einen großen Weinberg, in dem Winzer die Trauben lesen. Menschen finden sich zusammen und bilden eine Gemeinschaft. Vom Tisch der Familie, gedeckt mit Brot und Wein, der Frucht der Erde, des Weinstocks und der menschlichen Arbeit – unten links – durchziehen Weinblätter das gesamte Chorfenster, um – rechts oben – in die Darstellung der Heiligen Familie hineinzufinden.
Oder wenn ich das Fensterbild weihnachtlich deuten möchte: Gott kommt in unsere Welt, in den Weinberg unserer Mühen und unserer Arbeit, in das alltägliche Mühen und Schaffen, um sich in der Tischgemeinscha der Familie einzuwurzeln.
Weihnachten ist nicht nur das Geschehen der einmaligen Menschwerdung Go es, sondern ereignet sich immer wieder, wo Menschen in Gemeinschaft zusammenfinden, wo sie füreinander da sind, um Tisch und Zeit, Alltag und Leben miteinander zu teilen. Weihnachten wird es dann, wenn die Menschwerdung Gott es im eigenen Leben spürbar wird; wenn Gott selbst unsere Geschichte durchzieht und prägt.
Das Chorfenster Im Paderborner Dom erzählt von dem Geschenk der Eucharistie, von Brot und Wein, in denen sich Christus für uns anwesend macht. Und es erinnert uns zugleich an das großar ge Geschenk Go es, der sich hingibt in die Wirklichkeit unserer menschlichen Geschichte. Wir sind gehalten und geborgen im Geheimnis seiner Menschwerdung. Nicht nur im „oben“ des Himmels will Gott erfahrbar sein, sondern im „unten“ unserer brüchigen Wirklichkeit. Nicht entzogen und weit en ernt begegnet er den Menschen, sondern will sich uns in den Gaben von Brot und Wein wirklich schenken, sich uns mit – teilen, uns stärken und uns Freude bringen.
So wünsche ich Ihnen und euch allen die Erfahrung der Menschwerdung Go es im eigenen Leben, sein Hineinkommen in unsere je eigene Geschichte: sein Geschenk, das er uns in seinem Sohn Jesus Christus macht, der uns Frieden bringt in allen Streit, Freude in alle Trostlosigkeit, Hoffnung in alle Verzweiflung, neuen Elan in manche Lethargie, Gemeinschaft in erfahrene Einsamkeit. Und nichtvzuletzt: Frieden in unsere friedlos zerrissene Welt. Ja, es möge gelten, was in Bethlehem verkündet wurde:
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind.
Im Namen unseres Pastoral- und Sekretariatsteams wünsche ich Ihnen und euch ein frohes, gnadenreiches Weihnachtsfest und ein glückliches, gesundes, friedvolles Jahr 2026.
Ihr und euer Pfarrer
Heinrich Schmidt